Es ist Frühling im Jahr 1770. Die 14-jährige Maria Antonia tritt mit einem imposanten Brautzug ihre Reise in Wien an. Sie fährt die Donau entlang, kommt nach München und Augsburg, auch ins Breisgau. Denn der Weg führt nach Straßburg und schließlich nach Versailles, wo das 14-jährige Mädchen den 15-jährigen Dauphin Louis-Auguste heiraten soll. Ihre Mutter, Kaiserin Maria Theresia, hat das so eingefädelt. Maria Antonia erhält einen französischen Namen: Als Marie Antoinette wird sie erst Königin in Paris, dann in der Französischen Revolution gehenkt und schließlich zur historischen Legendenfigur. Als jugendliche Maria Antonia aber übernachtet sie auf ihrer Brautreise im Kloster Schuttern im badischen Friesenheim. Das Kloster wurde nach eigenen Angaben bereits im Jahr 603 gegründet, nachdem an selber Stelle schon zwei Jahrunderte vorher eine römische Siedlung gelegen hatte. Im 9. Jahrhundert pflegte das Benediktiner-Kloster eine bedeutende Schreibschule, was ein Evangeliar belegt, das im Besitz der British Library in London ist. Vom historischen Kloster Schuttern ist heute nur noch die weithin sichtbare barocke Pfarrkirche „Mariae Himmelfahrt“ übrig. Denn im Jahr 1853 brannte das Kloster nieder, die barocke Ausstattung wurde dabei völlig zerstört. Das heutige Erscheinungsbild der Klosterkirche geht auf die Restaurierung Ende der 1970er-Jahre zurück. Im Untergeschoss der Kirche kann man aber noch heute die Reste eines ottonischen Bodenmosaiks besichtigen, das Kain und Abel zeigt. Der Langhaus der heutigen Kirche wurde übrigens zwischen 1767 und 1772 erbaut. Es könnte also sein, dass Marie Antoinette das Kloster Schuttern mit Baulärm in Erinnerung behielt.