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Blaudruck Scheeßel
erstellt:
01.07.2024
aktualisiert:
25.07.2024
Hier in Scheeßel kann man sein blaues Wunder erleben! Das blaue Wunder als Sprichwort kennt wohl jeder. Doch kaum jemand weiß, woher es eigentlich kommt und was es mit der blauen Farbe auf sich hat. Im 17. Jahrhundert verbreitete sich in Deutschland ein Stofffärbeverfahren, was in Indien schon lange bekannt war und bei uns Blaudruck genannt wird. Ein Druck ist es aber eigentlich gar nicht. Weißer Stoff wird mit sogenannten Modeln bestempelt, also Schablonen, die meist aus Birnbaumholz bestehen. Mit ihnen wird Papp auf den Stoff aufgetragen, eine wasserabweisende Mischung. Dort, wo Papp auf den Stoff gestempelt wird, kann nachher keine Blaufärbung erfolgen. Ist der Papp getrocknet, wird der Stoff in Indigo-Farbe getaucht – die gleiche Farbe, die heute bei Jeans zum Einsatz kommt. Ein paar mal wiederholt und schon strahlt der Stoff in tiefem Blau mit weißen Mustern. In Scheeßel wurde Blaudruck rund ein Jahrhundert handwerksmäßig betrieben. 20 Jahre nach der Schließung, im Jahr 1970, nahm der Heimatverein das Handwerk wieder auf und errichtete eine traditionelle Blaudruck-Werkstatt mit original Werkzeug. 1200 Model konnte der Blaudruckspeicher Meyerhof schon sammeln. Gefärbt wird für den Heimatverein oder für Trachtengruppen. Und was ist jetzt mit dem blauen Wunder? Wunderlich wurde es beim Blaudruck genau dann, wenn der Stoff aus der Indigo-Farbe wieder auftauchte. Denn dieser war keinesfalls sofort tiefblau, sondern veränderte seine Farbe von gelb-grün zu blau erst in Kontakt mit der Luft. Die Färber und Zuschauer erlebten deshalb bei jeder Färbung erneut ihr persönliches blaues Wunder. Die UNESCO sieht das ähnlich. Seit 2018 ist der Blaudruck Immaterielles Kulturerbe der Menschheit.
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